Die Jubliäumsscheibe, die Schützenmeister Jörg Raab stiftete, sicherte sich Stefan Müller aus Weißenburg, der mit seinem Schuss am nähesten am 775-Teiler dran war.
Die große Ehrennadel: Erstem Schützermeister Jörg Raab wurde für seine Verdienste um den Schießsport in der HSG die Große Ehrennadel des BSSB verliehen.
WEISSENBURG - Die Königlich-privilegierte Hauptschützengesellschaft feierte (wie kurz berichtet) am Samstag ihr 775-jähriges Bestehen sowie den 10. Geburtstag ihrer Böllersparte mit einem Festakt in der Weißenburger Schranne. Der 1. Schützenmeister Jörg Raab, der neben vielen Helfern von seinem frisch ins Amt gewählten Stellvertreter Stefan Böbel sowie dem Böllerkommandanten Marc Mühlheims unterstützt wurde, betonte in seiner Festansprache, dass der Jubeltag für Jahrhunderte gelebter Gemeinschaft, für Beständigkeit in wechselvollen Zeiten und für das feste Band zwischen der Stadt und ihren Schützen stehe.
Raabs Blick reichte tief in die Historie der Reichstadt und „wehrhaften Bürger", ohne die die HSG heute nicht der zweitälteste Schützenverein in Bayern wäre. Eine kleine Spitze gegen aktuell geltende Bestimmungen ließ sich Raab nicht nehmen: Ein Ratsbeschluss um 1600 zeigt, dass zu dieses Zeit nicht immer alle Schützen große Lust zum Schießen hatten und der städtische Rat sie per Anordnung zum Schießen anhalten musste. Das sei heute ganz anders, da müsse der Verein eher auf die Einhaltung von Lärmschutz achten und auf Verständnis der Nachbarschaft hoffen.
Königlich-privilegiert
Einen Bogen zum Ehrengast Ludwig Prinz von Bayern spannte Raab mit der Erläuterung der Namensrechte: Die königliche Privilegierung anno 1869 bedeutetet eine weitaus bevorzugte Stellung. Noch heute dürfen die Mitglieder der HSG mit Genehmigung des Hauses Wittelbach an den Krempen ihrer Schützenhüte das weiß-blaue, emaillierte Rautenwappen unter der Silberkrone tragen.
Während Ende der 1990er-Jahre noch viele Herren überzeugt werden mussten, sind die Frauen aus dem heutigen Schützenwesen nicht mehr wegzudenken - die sportlichen Erfolge der HSG-Schützinnen sprechen für sich. Einen Einblick gab Raab abschließend über die 30-jährige Geschichte der Böllergruppe des Vereins. Eine Besonderheit sowie Seltenheit: Seit 30 Jahren steht Marc Mühlheims der Gruppe unverändert als Kommandant vor und vertritt sie auch als Böllerreferent im Gau Weißenburg. In dieser Zeit untermalten die Böllerschützen zahlreiche hochkarätige Veranstaltungen mit ihren Salutschüssen oder ehrten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, darunter Herzog Franz von Bayern, Luitpold von Bayern und Erzherzog Carl-Peter von Österreich oder auch die fürstliche Familie von Wrede, Bischoff Dr. Walter Mix, Karl-Theodor zu Guttenberg sowie Ministerpräsident Markus Söder. Heute steht die Schützengesellschaft auf soliden Beinen und sei lebendiger und vielseitiger denn je, ganz getreu dem Vereinsmotto „Dem Sport dienen - die Tradition bewahren - das Brauchtum pflegen".
Zahlreiche Gratulanten
Den Reigen an Grußworten eröffnete Landesböllerreferent Xaver Wagner, der vor allem Urgestein Marc Mühlheims seinen Respekt zollte und darauf hinwies, dass das Böllerschützentum ein Ausdruck von Freude und Hochachtung sei, wenngleich das von der Öffentlichkeit hin und wieder anders wahrgenommen werde. Rebecca Kramer überbrachte als stellvertretende Präsidentin die Glückwünsche des Mittelfränkischen Schützenbunds. Sie bedankte sich bei allen ehrenamtlich Tätigen und betonte den hohen Stellenwert der Juendarbeit. Zugleich beglückwünschte sie die HSG zu ihrer Position als Vermittler zwischen Tradition und modernem Schießsport.
Klaus Kemmelmeier, 1. Gauschützenmeister des Gaus Weißenburg, lenkte den Blick auf die Böllergruppe, die in Bayern eine der anerkanntesten Vereinigungen sei. Vom Patenverein Stirn, der mit zahlreichen Mitgliedern und Festdamen vor Ort war, überreichte Schützenmeister Ralf Bauer eine Ehrenscheibe mit den verschlungenen Vereinswappen als Zeichen der seit 1962 währenden Verbundenheit.
Aus der Politik durfte CSU-Bundestagsabgeordneter Artur Auernhammer als erster Redner auf die Bühne. Er erleuterte, dass es im neuen Kabinett erstmals eine Staatsministerin für Sport und Ehrenamt geben werde und betonte, dass es in einer unruhigen Zeit die Vereine sowie ihre Ehrenamtlichen als Fundament brauche.
Wolfgang Hauber (FW) ist seit 1992 Mitglied der HSG Weißenburg und aktiver Sportschütze. Er schwelgte in Erinnerungen: an die damals noch "verrauchten" Trainingsabende, an denen manchmal das Schafkopfen wichtiger war als das Schießen; an die erste Frau im Verein, Barbara Waltenberger, die mehrfache Schützenkönigin und Teilnehmerin an überregionalen Meisterschaften ist. Als Gastgeschenk lud Hauber die Mitglieder des Vereins in den Bayerischen Landtag ein, was mit viel Applaus bedacht wurde.
CSU-Landtagsabgeordneter Helmut Schnotz betonte, dass auch heute mehr denn eine Wehrhaftigkeit gefordert werde. Zugleich übernehmen die Vereine seiner Meinung nach die Verantwortung für kulturelles Erbe.
Landrat Manuel Westphal hollte sich Rat von der Künstlichen Intelligenz für sein abschließendes Grußwort. Etwas enttäuscht war er darüber, dass einschlägige Programme leider das Gründungsjahr der HSG nicht kennen. Immerhin aber gab es zumindest einen kleinen Verweis auf den Verein zu finden. Den Übergang in die Moderne habe zumindest die HSG nicht verpasst, dafür sprächen die Erfolge in vielen schießsportlichen Disziplinen.
Erster Gauschützenmeister Klaus Kemmelmeier.
Ehrenscheibe für Stefan Müller
Anlässlich der beiden Jubiläen wurde an zwei Wochenenden ein Bürgerschießen durchgeführt. Zu gewinnen gab es einer Ehrenscheibe mit dem Hauptpreis von 775 Euro. Den sollte bekommen wer einen 775-Teiler schießt oder diesem am nächsten ist. Für den großen Gewinn musste man also 7,25 Millimeter neben die direkte Mitte der Zielscheibe schießen. Das ist schon für geübte Sportschützen ein Glücksschuss - somit hatten alle Teilnehmer die gleichen Chancen. Den Sieg sicherte sich schließlich Stefan Müller aus Weißenburg, dicht gefolgt von Matthias Albrecht (Lauf) und Christian Schmoll aus Niederhofen. Eine Jubiläumsfeier bietet natürlich immer auch einen würdigen Rahmen für Ehrungen. So nutzte auch die HSG die Möglichkeit, einige verdiente Mitglieder auszuzeichnen.
Vereinsabzeichen in Silber
Die Mitgliedsnadel in Silber mit Kranz ging an Rainer Kammerl, der den Verein nicht zuletzt immer wieder mit seinem Geschichtswissen unterstützte. Die Ausführung Gold mit Kranz erhielt Wolfgang Hauber, jahrelanger Rundenwettkampfschütze und politischer Unterstützer der HSG.
Das Verdienstkreuz des Vereins in Bronze wurde überreicht an Stefan Böbel, der sich trotz seiner erst kurzen Amtszeit überdurchechnitich einbringt und viele Impulse mitbringt. Dieter Bunz erhielt das Verdienstkreuz in Silber. Der langjährige Schütze und Funktionär ist über die Landkreisgrenzen hinaus in der Schützenszene für sein Wirken bekannt. Marc Mühlheims wurde mit dem Verdienstkreuz in Gold geehrt. Er ist maßgeblich für den Erfolg der Böllergruppe verantwortlich.
Die Ehrennadel des BSSB in Anerkennung ging an Udo Kränziein, Andreas Rösch sowie Jürgen Stolz. Die Ehrennadel des MSB in Gold wurde übereicht an Siegried Kunze. Edeltraut Würth und Gertraud Wiedemann Faber durften sich über die MSB-Damennadel in Bronze freuen, die für herausragendes Engagement im Bereich der Damenarbeit verliehen wird. Mit der Peter-Lorenz-Nadel in Bronze wurde Stephan Riedl ausgezeichnet, mit der Ehrennadel des BSSB Rot-Gold David Faber, Marc Mühlheims sowie Johann Springer.
Das Ehrenzeichen des B55B Groß-Rot ging an den 1. Schützenmeister Jörg Raab, die kleine Ehrennadel des BSSB an Gerhard Wägemann. Norbert Faber und Helmut Wein dürfen künftig die Böllernadel des MSB am Revers tragen, Roland Faber die Gaumedaille in Silber. Letztere is eine der höchsten Auszeichnungen, die der Schützengau Weißenburg selbst verleihen kann.
NATALY KENMELMEIER
Alle Geehrten auf einem 8ild: Die Festdamen umrahmten die treffsicheren Schützinnen und Schützen, die anlässlich des Jubiläums. der HSG 1250 Weißenburg
Große Ehre: Marc Mühlheims erhielt das Verdienstkreuz der HSG in Gold Zweiter Schützenmeister Stefan Böbel überreichte die Urkunde und gratulierte
Mit freundlicher Genehmigung des Weißenburger Tagblattes